Die Planwirtschaft pfiff in den 80er-Jahren von Berlin bis Wladiwostok aus dem letzten Loch. Die gewalttätigen Greise, die als Mittäter Stalins Säuberungen überlebt hatten, nahmen ihre Rezepte mit ins Grab. Gorbatschow wollte irgendwie heraus aus der russischen
Agonie. Auch konnte er sich nicht mehr so sicher sein, ob seine demoralisierte Armee die Brände in Polen, Deutschland und Ungarn hätte löschen können.

Die DDR war ohnehin ein Wunder sowjetischer Staatskunst: Ein 16-Millionen-Volk sich selbst 28 Jahre lang
einsperren zu lassen, dazu gehörte was. Das ging nur, solange eine Generation noch das Sagen hatte, die sich Stalins Gulag und seiner Leichenhaufen erinnerte. Die trat nun ab. Jetzt wollten Hunderttausende nur noch weg.

Wer heute den Eindruck erweckt, er spräche mit seiner damaligen Absicht, anstelle einer Wiedervereinigung eine bessere DDR schaffen zu wollen, für die Ostdeutschen, macht sich lächerlich: Die Demonstranten sagten eben erst nach und nach, was sie wirklich dachten. Sie waren ja nicht lebensmüde. Die Deutungshoheit über den Herbst 89 haben heute Hobbymarxisten aus dem Westen. Die meisten derjenigen Menschen jedoch, die damals ihre körperliche Unversehrtheit und ihre verbliebene Freiheit riskierten, haben 1989 eine Schlacht gewonnen, aber den Krieg am Ende verloren.

Denn um im vereinigten Deutschland zu reüssieren war nötig: Herrschaftswissen, Führungserfahrung, Ressourcenkenntnis, Vernetzung. Das erwarb man in der Regel im Kaderkarussell der SED.

Mit Herbstbeteiligten von 1989, die solche Eigenschaften eher nicht hatten, konnte der Westen nichts anfangen. Die wenigen Ausnahmen dienten als Alibi. Die neuen Eliten sind also im Kern die alten: mit neuer Vergangenheit – ergänzt und geschützt durch karrierebewusste Freunde aus dem Westen. Mittlerweile tendiert Deutschland auch wieder zur Einheitsmeinung. Wie sagte Erich? „Den Sozialismus in seinem Lauf…“. Recht hat er: So lange, bis – wie 89 – wieder Kerzendemos beginnen (als Folge der Energiewende nicht ausgeschlossen!).

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