Das Thema: Anfang August fängt in den ersten Bundesländern die Schule wieder an. Anlass für unsere Kolumnisten, ihr die Leviten zu lesen – jeder aus seiner Sicht
Geht es nach der „PISA-Studie“, könnten wir in Sachsen wirklich stolz auf unsere Schulen sein. Die leistungsstärksten Bildungssysteme in Deutschland haben Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg, heißt es dort. Nicht schlecht, auch wenn Deutschland im internationalen Vergleich insgesamt nicht gut abschneidet. So erreichte unser Land der Dichter, Denker und vor allem Ingenieure im Fach Naturwissenschaften nur einen Platz 15, weit hinter Vietnam, China oder Singapur.
Außerdem bedeutet das gute Ranking für unsere Schulen nicht automatisch, dass wir auch die leistungswilligsten Schüler hätten. Wir alle kennen die Warnschilder, z. B. vor Baustellen, die mit dem Zusatz enden: „Eltern haften für ihre Kinder“. An unseren Schulen scheint das nicht zu gelten. Dort lastet schon lange die Reparaturerwartung auf den Lehrern, wenn ein Schüler aus dem Ruder läuft. In den Augen vieler Eltern liegt es dann nicht etwa an der Faulheit oder gar Dummheit ihres Nachwuchses, wenn die Noten schlecht sind – sondern an den Lehrern. Als ich in den Sechzigerjahren in meiner Heimat im Vogtland zur Schule ging, bekam ich von meiner Mutter meist eine geklatscht, wenn der Lehrer sich berechtigt über mich beschwerte. Typische Eltern von heute gehen im gleichen Fall meist auf den Lehrer los.
Eine linkspädagogische Auffassung lautet, dass jeder Mensch gleich begabt und gleich leistungsfähig sei. Daraus folgt dann in deren Logik, dass es einzig am Lehrer läge, wenn aus dem Sprössling kein Einstein wird. Der Lehrer dagegen weiß genau, dass bei etlichen Schülern einfach die Intelligenz dazu nicht reicht. Um keinen Ärger zu bekommen, vermeidet er, das zu äußern, denn das würde das linke Gleichbegabungsdogma angreifen. In immer mehr Bundesländern lässt man aus demselben ideologischen Grund Einser-Schüler und Vierer-Schüler so lange wie möglich auf Gesamtschulen gemeinsam die Schulbank drücken, damit sich keiner benachteiligt fühlt. Der bittere Preis für so viel Gleichmacherei ist, dass Lerninhalte auf der Strecke bleiben und Fleiß nicht ausreichend belohnt wird, weil am Ende sowieso jeder denselben Abschluss in der Tasche hat.
volle Zustimmung
Grundsätzlich stimme ich zu, aber was macht man mit Schülern, die Einser- UND Viererkandidaten sind? Die eine 2 in Deutsch und Englisch haben, aber eine 4 in Mathe – oder umgekehrt? Es ist nicht jeder in allen Fächern gleich gut …